Profi-Zauberer werden

Wie viel muss ein Zauberkünstler üben?

Schon meine Gitarrenlehrerin meinte zu mir als Kind: „Du musst üben, sonst kannst du nie so Gitarre spielen wie die ganz Großen!“; meine Klavierlehrerin meinte etwas ähnliches gesagt und auch meine Geigenlehrerin später. Aber es gibt einen Grund, warum ich Zauberer und kein Konzertmusiker geworden bin: Das Üben der Zauberei hat sich nie wie anstrengendes Üben angefühlt. Es war mir immer eine Freude und hat Spaß gemacht, ein Kartenspiel in die Hand zu nehmen. 

Anders als bei Gitarre, Geige und Klavier; ich wollte nicht üben, habe nicht geübt und bin kein Profi-Musiker geworden. 

Spaß bei der Sache, auch wenn es voran gehen soll

Das scheint mir sowieso das Allerwichtigste zu sein, wenn man nur irgendwo in der eigenen Sparte vorankommen möchte: Spaß bei der Sache. Beim Üben, beim Planen, beim Aufführen. „Es muss sich wie Arbeit anfühlen, sonst kommt man nicht vorwärts“, halte ich für Unsinn; genau das war ja das Problem mit allen Instrumenten, die ich als Kind und Jugendlicher hätte lernen sollen: Es war Zwang und Stress und hat somit auch keinen Spaß gemacht. Was resultierte daraus? Ich habe früher oder später vollständig aufgehört das eine und auch die anderen Instrumente zu spielen und in der Konsequenz gar nicht mehr geübt. Und in der Zauberei war das eben völlig anders: Niemand hat mir gesagt, ich müsse üben, eher noch hätte ich mit dem Zaubern aufhören sollen und stattdessen besser Geige oder Klavier spielen; und das spornt natürlich umso mehr an. 

Und zudem ist es für die meisten Zauberkünstler*innen auch nicht nötig so viel und lang zu üben, wie Konzertpianist*innen; also für die meisten. Wohingegen einer oder eine mit viel Übung durchaus zum Profimusiker oder -musikerin aufsteigen kann, ist das für viele in der Zauberei eben nicht so leicht möglich. Denn für einen Profimusiker ist es nicht so wichtig, wie er mit Menschen umgeht, welchen Charakter er hat und so weiter; für einen Zauberkünstler ist das in der Regel kriegsentscheidend. Also: Wenn du wirklich etwas machen möchtest, dann tu‘ es, übe dafür, leg‘ dich ins Zeug und gib‘ alles. Wenn andere Leute Vorstellungen davon haben, was du lernen, üben oder arbeiten solltest, diese Vorstellungen aber nicht deinen entsprechen, dann lass‘ es! 

Es ist eigentlich so offensichtlich, und doch nehmen sich das zu wenige zu Herzen.

Und wie viel übt ein durchschnittlicher, professioneller Zauberer jetzt am Tag? Irgendwas zwischen Null und 240 Minuten.

Ich selbst habe etwa vier Auftritte in der Woche – was ich durchaus auch als „Übungszeit“ zähle – und dann kommen pro Woche noch etwa drei Stunden mit dazu. Aber in der Anfangszeit habe ich manchmal sechs Stunden am Tag geübt; weil ich es so wollte, mir niemand Druck gemacht hat und ich Spaß an der Sache hatte.

Die Welt ist – da bin ich mir ganz sicher – eine bessere, wenn die Menschen Spaß und Freude an der Sache haben.

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