Eine Hommage an eine Kunstform, die nicht immer zuerst genannt wird; und warum diese Kunst wichtig für uns ist.

Wie relevant ist Zauberei in der Kunst & Kultur?

Wenn man Kulturbegeisterte Personen fragt, was als Kunst und Kultur gilt, dann werden wahrscheinlich „Konzerte“, „Theater“ und „Museen“ genannt. Aber es denkt erstmal wahrscheinlich niemand an Zauberkunst; wobei das Wort Kunst da doch sogar im Namen steht.

Ist also Zauberei wirklich relevant für die Kunstszene?

Drei Erklärungsversuche, warum Zauberkunst relevant ist als Kunstform:
Zum einen hat gute magische Unterhaltung auf Veranstaltungen oder sogar auf eine Stadt eine positive Auswirkung. Die Gäste lassen sich im wahrsten Sinne des Wortes verzaubern, freuen sich über die Zauberei und können das Event genießen. Auch in einer Stadt ist es für das gesellschaftliche Leben interessant, wenn nicht nur wie gewohnt Konzerte oder Theater veranstaltet werden, sondern eben auch magische Shows. Freude, Begeisterung, Spaß am Leben – wenn das mal keine Gründe sind.

Jedem Zauberkünstler – wie beispielsweise auch jedem Comedian – steht natürlich die inhaltliche Gestaltung seiner Kunst frei. Während einige Bühnenkünstler darüber scherzen, dass ihre Freundin die Fernbedienung auf den Fernseher legen – dabei sexistisch sind – und das Publikum mit einem „Kennste?“ um Zustimmung bitten, so tun andere Komiker etwas für politische Aufklärung, witzig verpackt, oder machen auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam. Das geht auch als Zauberer! In beide Richtungen.
Ein guter Münchner Zauberkollege zum Beispiel klärt in einer seiner Nummern über Zauberei in Zeiten des Nationalsozialismus auf und erzählt in diesem Zusammenhang von einem jüdischen Zauberkünstler aus dieser Zeit. Die Nummer ist trotzdem unterhaltsam, verblüffend und sogar witzig. Aber eben auch: kulturell anspruchsvoll.

Als letzte Idee, warum Zauberei für Kunst und Gesellschaft wichtig ist möchte ich einen Ausschnitt eines Interviews der Süddeutschen Zeitung mit dem Buchautor Daniel Kehlmann wiedergeben. Er wurde gefragt: „Es heißt, Sie beschäftigen sich mit der Zauberkunst. Was haben Zaubern und Schreiben miteinander zu tun?“ Und daraufhin die folgende – wunderbare – Antwort: „Sehr viel. Man müsste ein ganzes Buch darüber schreiben, vielleicht mache ich das auch noch. Wirklich gute Zauberkunst ist nämlich eine echte Kunst, die Malerei, Literatur oder Musik in nichts nachsteht. Ein großartiger Zauberer – davon gibt es nicht viele – kann einem zeigen, dass die Welt so, wie sie ist, nicht alles ist – alles könnte anders sein und jeder Eindruck ist trügerisch. Man fängt an, alles neu zu durchdenken und alles anzusehen wie zum ersten Mal. Das bewirken gute Bücher, und das bewirkt auch Zauberei.“würde eine hammer-Show geben. Natürlich wäre das kein Auftritt von Friedemann – aber dennoch atemberaubende und grandiose Zauberei.

 


 

Literatur-Kolumne „Was lesen Sie?“
18. Mai 2022, 18:53 Uhr

Von Miryam Schellbach

https://www.sueddeutsche.de/kultur/was-lesen-sie-kolumne-daniel-kehlmann-literatur-1.5587193

 

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